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Publiziert am 
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Gregor Favre

Wer hat an der Uhr gedreht?

Am Sonntag werden die Uhren wieder um eine Stunde nach vorne gestellt. Bringt die Sommerzeit viele Menschen aus dem Rhythmus, läuft sie bei IT-Systemen wie Webseiten automatisch ab. Eine Abschaffung der Zeitumstellung könnte hingegen zumindest kurzfristig in einem technologischen Chaos enden.
Inhaltsverzeichnis

Eine Stunde weniger Schlaf, eine Stunde später hell: Sind ja nur 60 Minuten, ist ja nicht so tragisch, könnte man meinen. Doch die Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit wirft viele kurzfristig aus der Bahn. So gibt es gleich nach der Zeitumstellung mehr Verkehrsunfälle, wie eine britische Studie zeigt. Und auch die Kühe kommen aus dem gewohnten Rhythmus, geben gar weniger Milch als an normalen Tagen. Aber nicht nur Mensch und Tier müssen sich anpassen. Genauso stellt sich die Technik um. Vom Backofen bis zum Handy, von der Türverriegelung in Bürogebäuden bis zum Fahrplan der Züge: Programmierungen regeln die Umstellung automatisch.

Und diese Programmierungen sind fest verankert. Denn die Sommerzeit wurde in der Schweiz 1981 eingeführt. Zu dieser Zeit revolutionierte die IT viele Unternehmen. Immer mehr Betriebe setzten auf die effizienzsteigernde Technologie. Die Zeitumstellung wurde also bei vielen Systemen von Beginn an automatisiert.

Energie sparen

Doch die Geschichte der Sommerzeit reicht viel weiter zurück. Eingeführt wurde sie nämlich erstmals im ersten Weltkrieg. Das Deutsche Reich sowie Österreich-Ungarn wollten so dem Energieverschleiss entgegenwirken. Wäre es eine Stunde länger hell an langen Sommerabenden, bräuchte man weniger künstliches Licht- so die taktische Überlegung. Nach dem Krieg wurde die Zeitumstellung wieder abgeschafft. Als der Krieg 1939 erneut ausbrach, kehrte man  wieder zurück zur Sommerzeit. Danach sollte sie aber für mehr als 20 Jahre kein Thema mehr sein. Bis man sich in den 70er Jahren wegen der Ölkrise gezwungen sah, wiederum Energie zu sparen. Und die meisten europäischen Länder ihre Uhren in der warmen Jahreszeit um eine Stunde nach vorne stellten.1981 führte die Schweiz nach anfänglichem Widerstand ebenfalls die Sommerzeit ein.

Widerstand gegen die Zeitumstellung hat sich auch jüngst wieder geregt. So war die Abschaffung der Sommerzeit im Februar im Europaparlament Thema. Dieses prüft derzeit die Vor- und Nachteile der Abschaffung. Würden die EU-Länder auf die Zeitumstellung verzichten, wäre sie wohl in der Schweiz ebenso Geschichte. Denn eine Zeitinsel zu sein hat in vielerlei Hinsicht Nachteile, etwa bei der grenzüberschreitenden Verkehrsplanung.

Kuriose Ereignisse

Auch die Abschaffung der Sommerzeit hätte einige Auswirkungen. Alle IT-Systeme müssten entsprechend dem neuen Standard angepasst werden. Bei Mobiltelefonen und Computern ist das kein grosses Problem. Man kann die Umstellung gleich mit dem nächsten Update des Betriebssystems verknüpfen. Etwas komplexer wird es bei Webseiten. Mit einer kleinen Programmierung kann das Zeitproblem zwar behoben werden. Doch muss bei jedem einzelnen Element daran gedacht werden. Ansonsten geschehen kuriose Dinge: Konzerttickets stehen erst eine Stunde später zum Verkauf als angekündigt, Kurse haben andere Anfangszeiten als auf der Webseite angezeigt, Blogposts werden mit falschen Uhrzeiten versehen.  

Und mit dem Cloud-Computing muss nicht nur die Schweiz diese Anpassungen machen. Es müssen weltweit sämtliche Systeme aktualisiert werden. Denn viele Schweizer Webseiten laufen auf Servern in anderen Ländern, etwa in den USA.

Die Verschiebung in Venezuela

Was solch eine Umstellung bedeutet, zeigte sich im Frühling 2016 in Venezuela. Dann wurden die Uhren dort um eine halbe Stunde nach vorne gestellt. Eine von verschiedenen Massnahmen des venezolanischen Präsidenten Maduro, um Strom zu sparen.

Aber auch eine Herausforderung für Entwickler von Web-Applikationen. In diversen Internet Foren finden sich Diskussionen, wie mit der Verschiebung umzugehen sei.

Wahrscheinlich würde es in der Schweiz anfänglich ebenso zu Pannen und Defekten kommen. Zumindest könnten sich dann die Entwickler hierzulande nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Und dank der Zeitverschiebung wären sie ausgeschlafen genug, die Probleme im Handumdrehen zu lösen. Hoffentlich.

Autor dieses Posts

Seit meiner Jugend bin ich tief in der IT- und Web-Welt verwurzelt – schon damals war für mich klar, dass dieses spannende Universum mein Zuhause ist. Vor 20 Jahren habe ich den Schritt gewagt und INSOR gegründet, die inzwischen auf acht kreative Köpfe angewachsen ist. Gemeinsam realisieren wir digitale Projekte, die unsere Kunden begeistern. Wenn ich mich mal nicht in Codezeilen verliere, findest du mich wahrscheinlich auf einem Wanderweg in den Schweizer Bergen oder unterwegs in den schönsten Ecken unseres Landes.

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