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Gregor Favre

Vibe‑Coding & AI: Selber machen oder extern geben?

Vibe‑Coding macht das Bauen von Prototypen schnell und günstig. Für kleine Teams ist das ein Geschenk; solange es um klar umrissene, interne Probleme geht. Sobald echte Nutzer, Integrationen, Sicherheit und Betrieb ins Spiel kommen, verschiebt sich der Aufwand. Dann entscheidet nicht der Prompt, sondern Architektur, Qualität und Verantwortung. Genau dort hilft ein erfahrener Partner.
Inhaltsverzeichnis

Warum das Thema jetzt wichtig ist

Du hast eine Idee, beschreibst sie in natürlicher Sprache, und eine AI spuckt dir eine kleine App aus. Das ist faszinierend, und es funktioniert oft erstaunlich gut. Gerade für Entscheider in kleinen Teams ist das verlockend: Endlich etwas selber bauen, ohne monatelang zu warten oder Budgets zu sprengen. Doch die Euphorie kippt schnell, wenn aus der Demo ein Produkt werden soll. Dann geht es plötzlich um Dinge, die keine AI "wegzaubert": saubere Datenflüsse, Rollen und Rechte, Ausfallsicherheit, Logs, Backups, Updates, rechtliche Anforderungen. Kurz: um Verantwortung.

Was Vibe‑Coding wirklich leistet

Vibe‑Coding senkt die Schwelle, um etwas Funktionsfähiges in die Hand zu bekommen. Damit lassen sich Hypothesen testen, Stakeholder überzeugen und Risiken früh erkennen. Als Experimentier‑Werkzeug ist das perfekt: schnell, spielerisch, motivierend. Was Vibe‑Coding aber nicht automatisch liefert, ist die Produktreife: die Fähigkeit, eine Lösung stabil, sicher und nachvollziehbar im Alltag zu betreiben. Und zwar über Monate und Jahre, nicht nur über eine Demo‑Woche.

Die verborgenen Kosten nach dem Prototypen

Ein Prototyp lebt im Labor. Ein Produkt lebt in deiner Organisation. Mit echten Menschen, echten Daten und echten Konsequenzen. Ab hier steigen die Anforderungen: Wer darf wann was sehen? Woher kommen die Daten, wohin fliessen sie? Wie erkennst du Fehler, wie reagierst du nachts um zwei? Wie beweist du, dass du Vorschriften einhältst? All das sind nicht "Extra‑Features", sondern die Basis dafür, dass eine Lösung tragfähig wird. Diese Basis kostet Zeit und Fokus. Und sie muss geplant werden, bevor du "Go live" sagst.

Drei bewährte Wege für kleine Teams

  • Selber machen (DIY): Ideal für interne Tools mit kurzer Lebensdauer und kleinem Risiko. Du setzt dir eine klare Zeitbox, hältst den Umfang klein und akzeptierst, dass Wegwerfen eine Option ist. Das ist nicht Scheitern, sondern kluges Portfolio‑Management.
  • Hybrid: Du baust die Kernfunktionalität mit Vibe‑Coding, holst dir aber gezielt Härtung dazu: Architektur‑Review, Security‑Baseline, Tests, Deployment, Monitoring. So behältst du Tempo, ohne die Stabilität zu opfern.
  • Extern geben: Sinnvoll, wenn die Lösung geschäftskritisch ist, viele Integrationen hat oder strengen Vorgaben unterliegt. Dann brauchst du verlässliche Prozesse, Messbarkeit und klare Verantwortlichkeiten; von der Codebasis bis zum Betrieb.

Vom Aha‑Moment zur Alltagsroutine

Der Sprung von "es läuft auf meinem Laptop" zu "es hält unseren Betrieb aus" besteht aus unscheinbaren Schritten: ein durchdachtes Datenmodell, nachvollziehbare Rechte, ein reproduzierbarer Build, automatisierte Checks, ein Auge auf Performance, Logs und Alarme, eine kurze Doku, die auch in drei Monaten noch hilft. Das ist keine Raketenwissenschaft, aber es ist Handwerk. Und dieses Handwerk macht den Unterschied zwischen Glückstreffer und System.

Was das für dein Budget bedeutet

Rein gefühlt ist der Prototyp der "grosse Brocken", weil er sichtbar ist. In der Realität ist er der billigste Teil. Erfahrungsgemäss brauchst du für Härtung (Sicherheit, Tests, CI/CD) noch einmal einen nennenswerten Anteil des Aufwands vom minimalen Produkt (MVP, Minimum viable Product). Und für den Betrieb pro Jahr solltest du einen überschaubaren, aber echten Posten einplanen (ca. 15-25%). Exakte Prozente hängen aber stark vom Kontext ab. Wichtig ist die Logik: Plane Produktisierung und Betrieb von Anfang an, statt sie nachträglich zu improvisieren.

Drei Fälle aus unserer Praxis

  • DIY, bewusst klein: Zwei Personen brauchen ein internes Reporting. Drei Tabellen, ein Import, ein PDF‑Export. Keine sensiblen Daten. Nach drei Wochen steht ein Tool, das genau ein Problem löst. Und danach bewusst nicht weiterwächst. Mission erfüllt.
  • Hybrid, weil ernst gemeint: Ein kleines Team baut eine Terminverwaltung. Es gibt Logins, Rollen, Mehrsprachigkeit und ein kleines CRM. Nach vier Wochen steht die Basis. In weiteren drei Wochen werden Security, Tests, Deployment und Monitoring ergänzt. Ergebnis: schnell in der Umsetzung, solide im Betrieb.
  • Extern, weil kritisch: Ein Portal mit Twint-Bezahlung, mehreren Sprachen und klaren Datenschutz‑Vorgaben. Hier zählen Nachvollziehbarkeit, Verfügbarkeit und Support. Ein externer Partner liefert in Etappen, mit sauberem Betriebskonzept und messbaren Zielen.

Woran du eine gute Entscheidung erkennst

Du erkennst eine gute Entscheidung nicht daran, wie schnell die erste Demo steht, sondern daran, wie entspannt der zweite Monat läuft. Gibt es Klarheit über Rechte, Datenflüsse und Verantwortlichkeiten? Kannst du Fehler finden und beheben, ohne Heldentaten? Kannst du morgen eine kleine Änderung ausrollen, ohne Herzrasen? Wenn du diese Fragen mit Ja beantworten kannst, passt dein Setup – egal ob DIY, hybrid oder extern.

Die wichtigsten Fragen (und ihre Antworten)

Ersetzt AI Entwickler?
Nein. AI nimmt Tipparbeit ab und macht Prototyping schneller. Für Produktisierung brauchst du weiter Architektur‑, Security‑, Daten‑ und Betriebs‑Know‑how.
Wem gehört AI‑generierter Code?
In der Regel dir, aber prüfe die Nutzungsbedingungen der genutzten Tools und halte vertraglich fest, dass du über Repos/Builds verfügst und keine Blackbox entsteht.
Wie starte ich am besten?
Mit einem 2-4‑Wochen‑Pilot, engem Umfang, klaren Erfolgskriterien und der Option, bewusst zu stoppen. Danach entscheidest du: wegwerfen, härten oder neu denken.
Welche Tools sind sinnvoll?
Nimm, was dein Team versteht. KI-Tools kommen und gehen sehr kurzfristig. Gute Prinzipien (Tests, CI/CD, Security‑Basics) bleiben.
Wie viel Budget sollte ich für Betrieb einplanen?
Grob 15–25 % des MVP‑Aufwands pro Jahr, plus Reserven für Weiterentwicklung. Wichtig hierfür sind Komplexität und Verfügbarkeitsanspruch.
Ist Hybrid nicht doppelt teuer?
Im Gegenteil: Du kombinierst DIY‑Tempo mit professioneller Härtung. Teuer wird es, wenn ein Prototyp ohne Härtung in den Produktivbetrieb rutscht und Unsummen für Daily-Fixing verschlingt.
Was ist mit Datenschutz/Compliance?
Plane Datenflüsse und Verantwortungen von Anfang an. Dokumentation, Löschkonzepte, Logging und klare Verträge sind Pflicht; auch bei kleinen Teams.
Brauche ich wirklich Tests?
Wenn der Prozess relevant ist: ja. Ein einziger End-to-End‑Test für den Haupt‑Use‑Case fängt bereits schon überraschend viele Fehler ab.

Wie INSOR hilft, ohne Hype

Wir versprechen keine Wunder. Wir sorgen dafür, dass gute Ideen tragfähig werden: mit sinnvoller Architektur, pragmatischer Sicherheit, automatisierten Checks, messbarem Betrieb und sauberer Dokumentation. Technologie‑neutral, mit Schweizer Hosting‑Optionen, und so viel oder so wenig Unterstützung, wie du brauchst. Du entscheidest, wie viel du selbst baust – wir schliessen den Gap zur Produktreife.

Wie weiter?

Denkst du über ein Vorhaben mit Vibe‑Coding nach, oder hast schon eine Demo? Melde dich für ein kurzes, unverbindliches Gespräch. Wir schauen deinen Use‑Case an, benennen Risiken und skizzieren die nächsten drei Schritte. Danach weisst du, ob DIY, Hybrid oder extern für dich die beste Route ist.

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Autor dieses Posts

Seit meiner Jugend bin ich tief in der IT- und Web-Welt verwurzelt – schon damals war für mich klar, dass dieses spannende Universum mein Zuhause ist. Vor 20 Jahren habe ich den Schritt gewagt und INSOR gegründet, die inzwischen auf acht kreative Köpfe angewachsen ist. Gemeinsam realisieren wir digitale Projekte, die unsere Kunden begeistern. Wenn ich mich mal nicht in Codezeilen verliere, findest du mich wahrscheinlich auf einem Wanderweg in den Schweizer Bergen oder unterwegs in den schönsten Ecken unseres Landes.

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